© WTG / Coralie Modschiedler
Tokio Reiseführer
Die schillernde 12-Millionen-Metropole Tokio, die jeder Definition trotzt, vereint scheinbar mühelos Tradition und Moderne und fasziniert durch ihre einzigartige Atmosphäre jeden Besucher.
Dass diese verwirrende Verschmelzung von Bezirken und Stadtteilen als ein zusammenhängendes Ganzes funktionieren kann, ist vor allem wegen des ungewöhnlich leistungsfähigen Netzes aus Bahn- und U-Bahnlinien möglich, die kreuz und quer durch die Stadt verlaufen und sie umkreisen. Diese Hauptadern Tokios befördern Heerscharen von Geschäftsleuten, Angestellten und Studenten von den Vororten zu den riesigen Bahnhöfen der Stadt. Allein durch den Bahnhof Shinjuku werden jeden Tag zwei Millionen Personen geschleust. In den Geschäftsvierteln mit den vielen Wolkenkratzern wimmelt es von schlicht gekleideten Unternehmenskriegern und den sittsamen Sekretärinnen, die auch Büroblümchen genannt werden. Die Anarchie der Architektur und die auf engstem Raum dicht gedrängten Menschenmassen bilden einen Angriff auf die Sinne. Elektrogeschäfte mit grellen Neonreklamen neben edlen Boutiquen und Horden von kichernden Schulmädchen, die Bilder von Popidolen anhimmeln und über die neueste Mode in glitzernden Warenhäusern herfallen, sind Teil des zügellosen Konsumwahns.
Im Stadtzentrum befinden sich antiquierte Einkaufsarkaden inmitten von dicht bebauten alten Vierteln, wo die Klänge der Tempelglocken über den Dächern hallen. Hier bestimmen noch immer die Jahreszeiten den Lebensrhythmus. Am ersten Januar schwärmen die Tokioer in die ehrwürdigen Shinto-Tempel, um das neue Jahr einzuläuten, und im Frühjahr sieht man Grüppchen in heller Aufregung beim Blumenbetrachten oder beim Picknick unter Kirschblüten. Während des feuchtwarmen Sommers finden zahlreiche ausgelassene, traditionelle Feste statt, und auch der Geist des alten Edo ist erhalten geblieben - in den neondurchfluteten Unterhaltungsbezirken, den schwimmenden Welten von heute mit Karaoke, Kinos, Bars und Badehäusern. Das traditionelle Kabuki-Theater erfreut sich ebenso großer Beliebtheit wie Opern, Ballett und Sinfoniekonzerte; auch sind die Tokioer leidenschaftliche Anhänger der Sportarten Sumo-Ringen und Baseball. Das Essen ist eine weitere große Leidenschaft, der man in dieser Stadt mit 60.000 Restaurants und dem größten Fischmarkt der Welt nachkommt. Von Schüsseln mit dampfenden Ramen-Nudeln bis zu feinen Scheiben Sashimi konkurrieren Köche um die frischesten Erzeugnisse, und die Präsentation von Speisen wird zu einer Kunstform erhoben.