Die Geschichte von Mailand
Obwohl Mailand besser als eine junge und moderne Stadt bekannt ist, hat man die Historie nie mutwillig verdrängt. Dreimal in seiner Geschichte musste Mailand nach der Invasion von ausländischen Eroberern wieder aufgebaut werden. Gegründet wurde die damals unter dem Namen Mediolanum (mittlere Ebene) bekannte Stadt im siebten Jahrhundert v. Chr. von den Kelten, zerstört von den Goten im sechsten Jahrhundert v. Chr., dann durch Barbarossa im Jahre 1157 und zuletzt im Zweiten Weltkrieg, als ein Teil der Stadt völlig dem Erdboden gleichgemacht wurde.
Während des Mittelalters etablierte Mailand sich als Handelszentrum. Um 1300 regierten die Visconti, eine adlige Familie aus Bergamo, Cremona, Piacenza, Brescia und Parma, und verhalfen der Stadt zu einer Zeit des Ruhmes und des Reichtums. Der Dom wurde 1386 gebaut und wurde zum Wahrzeichen Mailands.
Mailand wurde von 1499 bis zum Entstehen eines einheitlichen italienischen Staates 1870 von den unterschiedlichen Einflüssen der jeweiligen Herrschaft - spanischer, französischer und österreichischer - geprägt. Die Schlacht bei Pavia (1525) besiegelte die Vorherrschaft Spaniens, das sich die unmittelbare Kontrolle Süditaliens und der Lombardei sichern konnte.
1796 folgte die Invasion Napoleons in Italien. Dieser erklärte Mailand zur Hauptstadt des italienischen Königreiches und wurde 1805 im Dom gekrönt. Als Napoleons Besetzung endete, kehrte der Wiener Kongress zurück in die Lombardei, und Mailand wurde neben Venetien 1815 unter österreichische Herrschaft gestellt. Während dieser Zeit entwickelte Mailand sich zu einem Zentrum der lyrischen Oper. In den 1770er-Jahren wurden in der Stadt gleich drei Mozart-Opern uraufgeführt, und das Teatro alla Scala (die Mailänder Scala), das noch heute eines der bekanntesten und bedeutendsten Opernhäuser der Welt ist, wurde zu einem theatralischen Mittelpunkt.
Die österreichische Herrschaft endete 1859, und zwei Jahre später wurde das italienische Königreich regeneriert. Die politische Wiedervereinigung des Landes ermöglichte es der Stadt, sich ihre wirtschaftliche Dominanz im Norden Italiens zu sichern, was durch den Ausbau der Zugverbindungen von und nach Mailand weiter gefördert wurde. Die schnelle Industrialisierung folgte und die mailändischen Banken erlangten im Finanzbereich größeren Einfluss.
Das frühe 20.Jahrhundert brachte den Faschistenführer Benito Mussolini hervor, der viele Unterstützer in der Stadt fand und 1922 nach Rom marschierte, wo er es schaffte die Macht über das ganze Land zu erlangen. Während des Zweiten Weltkrieges litt Mailand sehr unter den Bombenangriffen der Alliierten. Es gleicht einem Wunder, dass noch so viele historische Schätze erhalten geblieben sind, u. a. Leonardo da Vincis Das Letzte Abendmahl, das sogar einen Bombentreffer überstand.
Nach dem Krieg expandierte die Population der Stadt, als zahlreiche Migranten aus dem südlichen Teil des Landes kamen. Mailand genoss eine Zeit des Wohlstandes, in der viele moderne Wolkenkratzer gebaut wurden, wie der Torre Velasca und der Pirelli-Wolkenkratzer, der 1956 erbaut wurde und einer der ersten Wolkenkratzer in Italien war.
Seit den 1970er Jahren ist Mailand die Hauptstadt der Automobilindustrie und der Finanzmärkte Italiens. Am meisten Aufmerksamkeit wird aber den örtlich ansässigen Modehäusern der Stadt geschenkt, die wiederum den Zuzug von Medien- und Werbeagenturen nach Mailand ausgelöst haben, darunter Firmen wie Google und Yahoo. Mailand ist immer noch der Marktplatz für italienische Mode - Modeliebhaber, Supermodels und Paparazzi aus aller Welt zieht es zweimal im Jahr wegen der Frühlings- und Herbstmodeschauen in die Stadt - und die Welt schaut zu. Valentino, Versace und Armani mögen ihre Kleidung zwar woanders entwerfen und herstellen lassen, doch Mailand bewahrt seinen Ruf für Flair, Dramatik und Kreativität und ist Italiens Bühne und Laufsteg.