Nelson Mandela war bezeichnenderweise derjenige, der das von Kritikern gefeierte Apartheid Museum im Jahre 2001 offiziell eröffnete. Binnen kurzer Zeit wurde dieses außerordentlich beeindruckende Museum ein Muss für Touristen und Einheimische. Die Architektur des Gebäudes ist nüchtern, mit viel Metall, Beton und Backstein, und die 22 Ausstellungsräume befinden sich auf einer Fläche von 6000 m².
Die Geschichte beginnt mit der Einführung der Apartheid (was soviel wie „getrennt sein" auf Afrikaans heißt) durch die National Party im Jahre 1948, die mit Hilfe von strengen Gesetzen die Rassentrennung von Schwarzen und Weißen durchsetzte. Die Ausstellung zeigt, wie Schwarze aus ihren Häusern vertrieben und gezwungen wurden, in so genannten Townships (zu Deutsch "Gemeinden") zu leben. Jeder Aspekt des Lebens wurde nach Hautfarben getrennt, und Schulen, Krankenhäuser, öffentliche Verkehrsmittel, Friedhöfe, Geschäfte, selbst Parkbanken und Strände waren entweder nur für Weiße oder nur für Schwarze zugänglich.
Das Museum verfolgt die Entwicklung des African National Congress (ANC) und der Widerstandsbewegung gegen die Apartheid sowie die Gründung der schwarzen Homelands in den siebziger Jahren und die brutal niedergeschlagenen Proteste und Aufstände. Durch seine Reformen leitete Präsident F.W. de Klerk das Ende der Apartheid ein. Es folgte die Freilassung von Nelson Mandela und anderer Aktivisten aus dem Gefängnis, die ersten freien Wahlen für alle im Jahre 1994 und die Geburtsstunde einer neuen Demokratie.
Ein dramatischer Höhepunkt des Museums ist zum Beispiel ein Raum, in dem 121 Schlingen von der Decke hängen, in Erinnerung an die 121 politischen Gefangenen, die während des Apartheid-Regimes hingerichtet wurden. Ein weiterer Höhepunkt ist bemerkenswertes Filmmaterial eines Interviews mit Nelson Mandela aus dem Jahre 1961, als er sich vor dem Regime versteckte. Ein Ausstellungsraum ist dem Sowetoer Studentenaufstand von 1976 gewidmet, als die Polizei das Feuer auf wehrlose Kinder eröffnete. Eine Reihe von Fernsehmonitoren zeigen die entsetzlichen Bilder dieses verhängnisvollen Tages. In der Tat befinden sich auf dem gesamten Museumsgelände Monitore, die die Geschehnisse dieser Jahrzehnte lebendig werden lassen und den Besucher daran erinnern, wie wenig Zeit seitdem erst vergangen ist.
Nachdenklich stimmt die Möglichkeit für den Besucher, sein altes Passbook im Museum abzugeben (diese Ausweispapiere benötigten Schwarze, um die Homelands verlassen und sich in "weißen" Zonen aufhalten zu können) oder einen Kieselstein auf einen Berg Kieselsteine zu legen, als Zeichen der Solidarität mit den Opfern der Apartheid.
Die äußerst bewegende Ausstellung stellt eindrucksvoll dar, wie unmoralisch und bösartig die Apartheid war, wie Rassenvorurteile unglaubliches Leid verursachten und fast 20 Millionen Südafrikaner zu Menschen zweiter Klasse und ohne Menschenrechte abstempelt wurden. Es hätte fast den Untergang Südafrikas bedeutet. Das Museum erzählt auf gelungene Weise, wie die menschliche Seele selbst in Zeiten schlimmster Not siegreich sein kann.